Tischdecken-Shop.de: Tischdecken aus dem Emsland für die ganze Welt

Datum: December 13, 2020 01:30

Bericht in der NOZ vom 09.10.2019 von Daniel Gonzales-Tepper

MAGDALENA MOEKEN FING ALLEINE AN
Tischdecken aus dem Emsland für die ganze Welt
Von Daniel Gonzalez-Tepper
Sustrum-Moor. Etwa 1300 Einwohner leben in Sustrum-Moor, das zur Samtgemeinde Lathen im Emsland gehört. In dem beschaulichen kleinen Ort begann Magdalena Moeken 1993, mit Tischdecken zu handeln und baute wenig später eine eigene Produktion auf. Inzwischen arbeiten 30 Angestellte für die Emsländerin, deren rund 100.000 Kunden auf der ganzen Welt verstreut sind.

Frau Moeken, haben Sie selber ein Faible fürs Dekorieren, oder wie kam es dazu,
Tischdecken herzustellen und zu vertreiben?

Als ich mit Ende 30 damals angefangen habe, hatte ich keine besondere Beziehung zu Tischdecken. Ich bin damals mit einer Verkäuferin in einem Fachgeschäft ein wenig aneinander geraten. Sie hatte nicht das im Angebot, das ich mir vorgestellt habe. Als sie die dritte Tischdecke aus der Verpackung geholt hat, beschwerte sie sich, sie könne ja nicht noch mehr auspacken, weil sie die Decken später wieder bügeln müsse. Ich bin dann auf die Suche nach Alternativen gegangen, habe aber nichts gefunden. Ich habe dann angefangen, einen mobilen Tischdecken-Verkauf aufzubauen, ähnlich wie es das bei Tupperware oder Kosmethikartikeln gibt. Der mobile Verkauf war dann innerhalb von nur zwei Jahren sehr erfolgreich. Wie ging es dann weiter? Eine zeitlang war ich in ganz Deutschland unterwegs, habe 40.000 bis 50.000 Kilometer im Jahr gefahren und immer mehr Vertriebsmitarbeiter geschult. In der Spitze waren es mehr als 100. Nach einigen Jahren habe ich angefangen, bei Nähereien eigene Tischdecken-Kreationen nähen zu lassen. Weil es aber immer wieder Qualitätsprobleme oder Lieferschwierigkeiten gab, haben wir hier in Sustrum-Moor begonnen, selbst zu produzieren. Mitte der 2000er Jahre kam dann das Internet auf, mein Sohn, der eine Ausbildung in der IT-Technik gemacht hat, sagte mir dann: Da müssen wir mitmachen. Ein halbes Jahr lang haben wir dann an einem Online-Shop gefeilt, ließen Fotos machen, erstellten Texte und so weiter. Obwohl wir so gut wie nie Werbung gemacht haben, stiegt die Nachfrage immer weiter. Was machen Sie denn anders als andere Tischdecken-Fachhändler? Kunden können aus unterschiedlichsten Farben, Stoffen und Größen wählen, sich sozusagen ihre Wunsch-Tischdecke selbst zusammen stellen. Zählt man alle möglichen Größen, Farben und Stoffe zusammen, sind es mehr als 100.000 unterschiedliche Tischdecken, Tischläufer, Stoffservietten oder Platzsets, die wir herstellen und liefern können. Auf Lager haben wir die aber nicht, das wäre viel zu aufwendig. Die Ware wird nach der Bestellung 'just in time' hier produziert. Trotzdem sind die Tischdecken innerhalb von einem bis zwei Tagen versandfertig.
Wie läuft so eine Produktion ab?
Sieben der 30 Mitarbeiter sind im Büro tätig, beantworten Kundenanfragen per E-Mail oder am Telefon. Sie geben die Bestellung weiter. Dann werden zunächst die Stoffe zugeschnitten, das passiert im Erdgeschoss unseres Produktionsgebäudes. Im Obergeschoss befinden sich die Nähmaschinen und Bügelmöglichkeiten und der Versand. Im hinteren Bereich des Gebäudes befinden sich noch eine Druckmaschine, mit der Stoffe bedruckt werden. Das nutzen zum Beispiel Firmen für Messen. Was hat sich in den vergangenen 25 Jahren in Ihrer Branche verändert? Die Nachfrage nach Sondergrößen hat sich verändert. Tische in Esszimmern sind immer häufiger Sonderanfertigungen oder mit Sondermaße ausgestattet. Im Handel gibt es aber häufig nur Decken bis maximal 1,50 Meter breite. Wir können aber auch deutlich breitere Decken herstellen. Auch die Abläufe hier im Unternehmen haben sich verändert. In wiefern? Wir machen inzwischen fast alles selber. Wir bestellen Stoffe nach unserem Wunsch. Die werden dann erst einmal intensiv getestet, damit wir wissen, wie sich Flecken abwischen oder heraus waschen lassen, wie sich der Stoff beim Bügeln verhält oder wie langlebig er ist. Passt davon irgendetwas nicht, wird der Stoff erst gar nicht ins Programm genommen. Ist so eine Herstellung per Handarbeit samt Verpacken und Verschicken nicht unglaublich aufwendig und teuer? Wir haben es zu Beginn ja versucht, extern herstellen zu lassen. Aber es gab immer wieder anderen Ärger. Auf der sicheren Seite, dass die Qualität bei allen Arbeitsschritten so ist, wie man es möchte, hat man eben nur, wenn man es selber macht. Natürlich sind die Lohnkosten hierzulande höher, wir sind aber gerne bereit, diese zu tragen, wenn das Ergebnis am Ende stimmt. Trigema macht es mit seinen T-Shirts ja vor, dass ,Made in Germany' funktionieren kann. Wir hatten Anfragen von Einzelhandelsketten, Ware in großen Stückzahlen zu liefern. Dafür wären Maschinen und mehr Personal notwendig gewesen. Das hätte vielleicht kurzfristigen Profit gebracht, ist aber nicht nachhaltig. Unsere Tischwäsche gibt es deshalb auch bewusst nur bei uns und in keinem Geschäft. Aus welcher Altersgruppe stammen Ihre privaten Kunden? Das ist bunt gemischt. Es gibt Anlässe wie Taufe, Kommunion oder der 40. Geburtstag mit vielen Gästen, bei denen jüngere Wert legen auf hochwertige Tischdeko. Groß ist die Nachfrage zu Ostern und Weihnachten. Aber auch auf eine gute, wasserfeste Tischdecke für den Gartentisch, die lichtecht ist, wird immer mehr nachgefragt. Haben Sie immer nur auf Tischwäsche gesetzt? Als wir noch mit den Außendienstmitarbeitern gearbeitet haben, gab es auch Dekoration rund um das Thema Tisch zu erwerben. Also Vasen, Kerzen, Kerzenständer und so weiter. Wir haben es auch mal mit Bettwäsche versucht. Aber Tischdecken und bedruckte Messedecken für Unternehmen sind immer am besten gelaufen, und irgendwann haben wir uns gesagt: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Wer sind denn bei Messetischdecken ihre Kunden? Einer unserer ersten Kunden ist das Pharmaunternehmen Fresenius. Das Unternehmen verfügt über Zweigstellen auf der ganzen Welt, dadurch sind unsere Messetischdecken auch weltweit zu finden. Auch für Amazon, Volkswagen, Toshiba, Fraunhofer-Institute und sogar Bundesministerien haben wir bereits Ware mit Werbedrucke erstellt. Die Unternehmen schicken uns ihre Logos, eine Grafikerin verarbeitet diese hier bei uns weiter und die Daten werden an die Druckmaschine übertragen.

Wer wird das Unternehmen fortführen, wenn Sie einmal in Ruhestand gehen? Das ist noch nicht geklärt. Mein Mann Günter und ich wollen noch einige Jahre weitermachen. Unsere drei Kinder haben andere Berufe erlernt und wohnen nicht mehr im Emsland. Aber man soll nie nie sagen. Vielleicht übernimmt ja auch eine langjährige Mitarbeiterin das Sagen und wir bleiben im Hintergrund aktiv.